Kritische Semestereröffnung: Ernst & Karola Bloch Woche 2022

Nichts vergessen. Alles verwandeln. 18. bis 27. Oktober Tübingen

Die Ernst – und – Karola – Bloch – Woche bietet Dir einen Einblick in das kritische, alternative Tübingen und wird von vielen engagierten Gruppen solidarisch gemeinsam getragen und organisiert. Wir laden Dich ein, die Veranstaltungen nicht nur zu besuchen, sondern diese neue Welt mitzugestalten. 

Die diesjährige Blochwoche stet unter dem Motto:

Nichts vergessen. Alles verwandeln

Veränderungen sind dringend notwendig, denn die Klimakatastrophe droht uns Lebensgrundlagen zu entreißen, weltweit werden Kriege geführt, die Corona-Pandemie spielt weiterhin eine große Rolle, Nazis und Querdenker bereiten sich auf einen „Tag X“ vor, Bildungs- und Sozialeinrichtungen leiden unter Kürzungen und fast alle unter den hohen Preisen. Noch ist unklar wie kalt oder heiß dieser Winter wird. Welche Alternativen, welche konkrete Utopien, stellen sich diesen düsteren Aussichten entgegen? Wie können Wege in eine solidarische, demokratische, emanzipatorische und ökologische Welt aussehen – in Tübingen wie anderswo? Auch Ernst Bloch begegneten als jüdischem Philosophen, Professor, Kommunisten, Stalingegner und Flüchtling mehrfach unüberwindbar erscheinende Krisen. 

Unsere Situation ist dabei nicht losgelöst. Politische Bemühungen bestehen und entstehen nicht im luftleeren Raum, sondern sind oft Teile größerer Traditionen, größerer Kontexte und tragen Konflikte in sich, die weit älter sind als alle, die daran beteiligt sind. Im Wissen um vergangene Versuche zu geteiltem Zusammenleben, Scheitern und Gewinnen, können wir unsere Welt und Zukunft aktiv mitgestalten. Im Anbetrachteiner Vielzahl von Krisen mag genau das erstmal unwahrscheinlich und bitter nötig klingen.

Um zu zeigen, dass eine andere Welt machbar ist, veranstalten wir in diesem Jahr erneut eine Ernst-&-Karola-Bloch-Woche als kritische, alternative Semestereinführung. 

Vielleicht bist Du neu an unserer Universität und beginnst gerade einen neuen Lebensabschnitt. Vielleicht wagst du dich an die Universität, um – so zumindest die  Hoffnung – diese verändert wieder zu verlassen. Was passiert wenn wir nicht nur uns passiv formen lassen, sondern selbst entscheiden, wohin es gehen soll?  

Im Gegensatz zu den Veranstaltungen der Uni, auf deren Angebot und Ausgestaltung Studis nur wenig bis keinen Einfluss haben, ist die Blochwoche – so weit es möglich ist – ein Freiraum. Gruppen von Studierenden, die an und um die Universität aktiv sind, organisieren sich selbst und die Veranstaltungen, die in diesem Programmheft und auf unserer Webseite blochwoche.org zusammengeführt sind. Bei einigen Veranstaltungen helfen Sponsor*innen, z.B. die Verfasste Studierendenschaft, welche auch den Druck dieses Heftes finanziert. 

Informiere Dich, wo und wie Du Dich einbringen kannst, z.B. auf dem Alternativen DIES am 20.10.2022 im studentischen Klubhaus. Die Universität und Stadt Tübingen sind das, was wir gemeinsam daraus machen. 

Dienstag, 18.10.

Stadtführung „Mietenwahnsinn und Alternativen in Tübingen“

Dienstag 18.10., 17-19 Uhr, Start vor dem Klubhaus, Wilhelmstraße

Seit Jahren gehört Tübingen zu den Städten mit den höchsten Mieten deutschlandweit. Bezahlbaren Wohnraum zu finden – und zu behalten – wird immer schwieriger. Gleichzeitig gibt es in Tübingen viele progressive und alternative Ansätze von Stadtentwicklung und Wohnformen. In dieser Stadtführung gehen wir vom Klubhaus über die Innenstadt in die Südstadt. Dabei kommen wir vorbei an ehemals besetzten Häusern, der alten europäischen Stadt und dem davon inspirierten „Tübinger Modell der Stadtentwicklung“, Wohnprojekten des Mietshäuser Syndikats, gentrifizierten Häusern, Ferienwohnungsanlagen, Spekulationsobjekten.

Mittwoch, 19.10.

HS23 Kupferbau: Climate Justice 1×1: Wie Klimakrise und Kapitalismus zusammenhängen

Wie hängt die Klimakrise mit unserem kapitalistischen Wirtschaftssystem zusammen und was ergibt sich daraus für einen Kampf für eine klimagerechte Welt? 

Weil im Kapitalismus die Profitinteressen von großen Unternehmen vor den Bedürfnissen der Menschen stehen, werden Arbeiter*innen und die Umwelt ausgebeutet. Dieser Vortrag soll eine erste Einführung in die Thematik bieten und die grundlegenden Zusammenhänge zwischen Klimakrise, Kolonialismus und Kapitalismus aufzeigen. (Beginn: 19 Uhr)

Donnerstag, 20.10.
Alternativer Dies im Klubhaus

von 16 bis 19 Uhr im Klubhaus

Bereits seit den 2000ern organisieren studentische und städtische Gruppen eine unabhängige Begrüßungs-Veranstaltung als Ergänzung zum von Burschenschaften und Verbindungen geprägten offiziellen Dies Universitatis auf der Morgenstelle. Studienanfänger*innen sollten sich informieren können – ohne Uniform und Alkoholexzesse. Als Erweiterung des Alternativen Dies (AlDi) kam ab 2016 die Ernst-und-Karola-Bloch-Woche mit noch mehr Veranstaltungen hinzu. Der AlDi bleibt aber das Herz der Semestereröffnung.

Auf dem AlDi gibt es außerdem Workshops. Mehr Infos

„Das Universum bleibt ’ne Nullnummer“ – Theaterbesuch im Zimmertheater Tübingen

Plötzlich sitzt er da, vor einem fremden Haus, als wäre er dort hingeworfen worden. Er ist fremd in der Umgebung und irgendwie auch sich selbst. Weder in seinen eigenen Gedanken als auch in herrlich absurden Gesprächen mit den Gestalten, die ihm an diesem sonderbaren Ort begegnen, bekommt er schlüssige Antworten. Vielmehr wird er in immer philosophischere Fragen verstrickt: Was ist das Nichts, was ist die Unendlichkeit, wer bin Ich eigentlich? Und wieso überfällt mich immer wieder das Gefühl, ins Bodenlose zu fallen, wenn ich versuche, all dem auf den Grund zu gehen? Eine lustvoll melancholische Geschichte über Einsamkeit, über die vermeintliche Sinnlosigkeit der Welt und ihre skurrilen Bewohner – allesamt gespielt von unserem Ensemblemitglied Roman Pertl.

Freitag, 21.10.

Schnitzeljagd der Kupferblau

Alle journalistisch Interessierten können im Rahmen einer Schnitzeljagd herausfinden, wie die Kupferblau arbeitet. Während ihr Tübingen erkundet, werdet ihr recherchieren, Ideen sammeln, schreiben, fotografieren, und euch natürlich auch selbst ins Geschehen stürzen. (Beginn: 15 Uhr)

Reise nach Germania – Vortrag & Diskussion mit Leon Enrique Montero 

Strenge Hierarchien, exzessiver Trinkzwang, reaktionäre Werte: Das und mehr wird den traditionsreichen Studentenverbindungen nachgesagt. Doch was geschieht abseits der Öffentlichkeit in den Villen und Kellerkneipen, in denen sich Burschen herumtreiben? Für eine Recherche begab sich Leon Enrique Montero auf eine „Reise nach Germania“. Monatelang war er zwischen Verbindungsstudenten unterwegs und hat sich auch bei einschlägig rechtsextremen Burschenschaften beworben – die ihn aufgrund seiner Hautfarbe ablehnen. Das Ergebnis ist ein intimes Portrait einer konservativen Parallelgesellschaft. 

(siehe hier: https://leonenriquemontero.net/projekte/germania.shtml

– Instagram: https://www.instagram.com/le0nenrique/ 

Workshop zur Theorie von Antisemitismus & Rassismus

Freitag und Samstag je 9 Uhr bis 16 Uhr. Mit Anmeldung.
Nicht erst seit der Debatte um die Umbenennung unserer Uni ist klar: Wir haben ein Rassismus- & Antisemitismusproblem. Leider werden in öffentlichen Debatten die Begriffe nur ungenau verwendet. Mal wird der Antisemitismus als ein Rassismus unter anderen verstanden, ein andermal wird mit dem Verweis auf Rassismus der Antisemitismus von Nicht-Weißen Personen marginalisiert. […]

Sonntag, 23.10.

Kritischer Kleidertausch im Klubhaus 

Der Kleidertausch ist kostenlos und tauschlogikfrei. Jede*r darf gut erhaltene (und gewaschene!) Kleidungsstücke bringen, ohne welche mitnehmen zu müssen oder mitnehmen, ohne welche gebracht zu haben. So schaffen wir eine Alternative zu Kauf und Produktion neuer Kleidungsstücke. Für viele wahrscheinlich lange kein Geheimnis mehr: Die weltweite Bekleidungsindustrie beutet Arbeiter*innen aus, verursacht jährlich rund 4 Millarden Tonnen CO2-Emissionen und 92 Millionen Tonnen Müll. Die Folgen für Mensch und Klima sind gleichermaßen dramatisch. Mit dem Wissen: Auf in den Tausch! Ab 15 Uhr gibt es einen Film und Diskussion. Ab 16 Uhr starten wir mit dem Kleidertausch. [Grüne Hochschulgruppe, https://ghg-tuebingen.de

Montag, 24.10.

Fällt aus wegen Krankheit! Antifa-Stadtführung durch Tübingen

In etwa zwei Stunden soll es einen Antifa-Stadtrundgang durch Tübingen geben. Dabei wird kritisches Wissen über die lokale NS-Geschichte, die völkische Bewegung in der Weimarer Republik und die Nachkriegsgeschichte vermittelt. Neben den braunen Flecken auf der weißen Weste Tübingens sollen auch Widerstandsakte wie die große Demonstration gegen den NPD-Aufmarsch 2007 angesprochen werden.

Die Strecke ist weitgehend barrierefrei.

Guide: Lucius Teidelbaum

Treffpunk: vor dem Epplehaus

Veranstalter: Input Tübingen

Dienstag, 25.10.

Aneignung, Anschlussfähigkeit und Aufrechterhaltung rechter Ideologien in der Black Metal-Szene. Eine sozialkonstruktivistische Analyse.

Soziologische Analyse der Black Metal-Szene, die sich durch ihre starken Verbindungen mit rechten Ideologien auszeichnet. Dabei wird die Entstehungsgeschichte der Szene und die szeneinternen Logiken beleuchtet, durch welche diese Verbindung historisch zustandegekommen ist und dargelegt, wie rechte Ideologien sich in der Szene behaupten können. Es wird gehen um: Counterculture, Transgression, Authentizität, Rückgewandtheit und reflexive Anti-Reflexivität.

Kennenlernen im Infoladen

Der Infoladen befindet sich im Keller der Schellingstraße 6. Er beherbergt eine Ausleihbibliothek, ein Archiv sozialer Bewegungen und ist Anlauf- und Informationsstelle für politisch interessierte und engagierte Menschen. Der Infoladen ist dienstags 17:30 – 19:30 Uhr offen, sowie bei Veranstaltungen und nach Absprache 

jeden ersten Mittwoch im Monat: Veganes Essen ab 19 Uhr, Infoveranstaltung oder Film um 20 Uhr, danach Hausbar. 

Termine und Hinweise zu den aktuellen Veranstaltungen findet ihr auf der Infoladen Homepage: https://infoladen.mtmedia.org/

Am 25.10. werdem wir während den Öffnungszeiten Touren durch den Infoladen geben, und ein paar Häppchen dort servieren. Wir freuen uns über euren Besuch.

Feminismus und Ökonomie – Was verdient die Frau?

[Veranstalter: DGB-Jugend]

Ob im Nebenjob, als Berufseinsteiger*in, mitten im Berufsleben oder sogar nach dem Arbeitsleben – fast alle Lebensabschnitte sind geprägt von (finanzieller) Ungleichheit zwischen Männern und Frauen. Ob unbezahlte Carearbeit oder patriarchale Strukturen in der Arbeitswelt – lasst uns gemeinsam über eine feministische Kapitalismuskritik diskutieren.

Im Anschluss offener Stammtisch der DGB-Jugend

Austausch und Netzwerken von jungen Gewerkschaftsmitgliedern (und denen, die es werden wollen)

ab 20:00 Uhr

Mittwoch, 26.10.

Konsumkritischer Stadtrundgang

Wie wirken sich unser Wohlstand und unser Verhalten auf andere Teile der Welt aus? Was hat Tübingen in puncto Nachhaltigkeit zu bieten? Beim konsumkritischen Stadtrundgang gehen wir diesen Fragen in interaktiver Form nach. An unterschiedlichen Stationen sprechen wir z. B. über CO2 und Wasserverbrauch und fragen nach sozialökologischen Auswirkungen. Dabei werden auch Mythen und Vorurteile aufgeklärt. Gleichzeitig weisen wir auf nachhaltige Alternativen in Tübingen hin.

Treffpunkt: Weltladen Tübingen

Veranstalter: Act for Animals e. V. & Weltbewusst Tübingen

Women Defend Rojava Tübingen: Workshop über das Patriachat 

Smash Patriarchy – Aber was heißt das eigentlich? 

Patriarchat. Überall. In dieser Stadt, in diesem Land, auf dieser Welt. Doch das muss nicht so sein. Das Patriarchat ist alt – die Menschheit ist älter! Als Women Defend Rojava beziehen wir uns eng auf die Kurdische Freiheitsbewegung und darin besonders die Kurdische Frauenbewegung. Die kurdische Freiheitsbewegung sieht das Patriarchat als Grundlage von Herrschaft und Unterdrückung. Der feministische Widerstand steht für sie – und auch für uns – daher im Zentrum des Kampfes für eine befreite Gesellschaft. Doch was meinen wir eigentlich, wenn wir vom Patriarchat sprechen? Warum bedeutet antipatriarchal mehr als antisexistisch? Und warum organisieren wir uns autonom-feministisch, also als Frauen, Lesben, nicht-binäre, inter, trans und a-gender Personen ohne Männer? Diesen Fragen möchten wir in unserem Workshop nachgehen. 

Donnerstag, 27.10.

Anträge schreiben für die StudVV

Auf der Studentischen Vollversammlung (StudVV) am 10. November stimmen alle anwensenden Studierenden ab und bestimmen so, wie die Verfasste Studierendenschaft arbeitet. 

Du hast ein Anliegen, was alle angeht? Du willst, dass sich die Studierendenschaft zu einem bestimmten Thema positioniert? Du willst einen neuen Arbeitskreis oder ein Referat einführen? Auf der StudVV werden Anträge mit solchen Anliegen behandelt. Bei diesem Treffen könnt ihr Antragsideen und -entwürfe diskutieren und gemeinsam Positionen vorbereiten. Komm einfach vorbei!

Militanz in der Klimakrise – Demokratische Formen des Widerstandes vs. business as usual

von Ende Gelände

Nicht nur der Klimakrise, auch Konzernen und Politik wird der Kampf angesagt. Dazu bedienen sich Klimagerechtigkeitsgruppen unterschiedlicher Aktionsweisen. Das Vorgehen unterscheidet sich, die Botschaft ist klar: Wenn Demokratie lediglich den Vorgaben von Konzernen und Banken gehorcht, wird dagegen protestiert. Mal mehr, mal weniger konfrontativ, aber immer mit dem Ziel der Teilhabe an Entscheidungen und der Forderung nach einer Demokratie im Sinne des Gemeinwohls.

Einige dieser Taktiken und Aktionen werden als „militant“ bezeichnet. Doch was bedeutet das überhaupt? Und was haben die Forderung nach demokratischer Teilhabe, öffentlicher Autonomie und militanten Aktionen gemeinsam? Diesen Fragen wird in Form eines interaktiven Workshops auf den Grund gegangen werden.

Running Dinner von Viva con Aqua

Leckeres Essen, neue Leute kennenlernen und dabei eine gute Zeit haben? Das geht beim Running Dinner der Tübinger Crew von Viva von Agua. Das Running Dinner ist ein Drei-Gänge-Menü, bei dem jeder Gang von einem anderen 2er Team gekocht und zuhause serviert wird. Alle Informationen zur Route (Tübinger Stadtgebiet), welchen Gang ihr kochen sollt (Präferenzen könnt ihr angeben) und mögliche Unverträglichkeiten eurer Gäste erhaltet ihr eine Woche vor der Veranstaltung. Dauer: etwa 2,5 bis 3 Stunden.

Zudem:

Actionbound/Stadtrundgang – erstellt von Amnesty International in Kooperation mit der Gruppe HER*e & Queer+ 

Der Stadtrundgang kann über die App „Actionbound“ gefunden und gestartet werden. Es geht bei dem Stadtrundgang darum, queere Orte in Tübingen zu entdecken und auf die Diskriminierung und Rechte von queeren Menschen in unserer Gesellschaft aufmerksam zu machen. In Kooperation mit der Gruppe HER*e & Queer+ haben wir dafür eine informative Stadtrallye zusammengestellt. Es geht que(e)r durch Tübingen mit verschiedenen Stationen rund um LSBT*IQA+. LET’S GO!

LINK: https://de.actionbound.com/bound/tuebingen-macht-bunt

Hinweis auf Förderung durch den Studierendenrat

Lust, auch aktiv zu werden? Der StuRa fördert unkommerzielle, kulturelle Veranstaltungen von und für Studierende finanziell – auch manches in der EKBW (Danke!)

Noch nie gemacht? Das StuRa-Büro hilft Euch bei Fragen gerne weiter. Im Klubhaus oder per Mail an buero (at) stura-tuebingen.de